Rohrdurchmesser der Fussbodenheizung – eine Glaubensfrage

Im Rahmen der Verlegung einer Fußbodenheizung stellt sich irgendwann die Frage welches Rohr verlegt werden soll. Abgesehen von der Materialwahl (PE, PE-X, Mehrschichtverbund, Kupfer usw.) wird sich irgendwann die Frage stellen welchen Durchmesser das Rohr haben soll. Ich habe dazu verschiedene Fachleute befragt und es erstaunt wie verschieden diese Aussagen waren.

Argumente für dünnes Rohr

Da gibt es mal die Fraktion der „je dünner je besser“. Hier die Argumente die ich gehört und gelesen habe und meine Meinung dazu.

1. Im dünneren Rohr ist weniger Wasser darum braucht man weniger Energie um es aufzuheizen. Traurig dass man so etwas von einem Istallateur hören muss, weil es völliger Schwachsinn ist, aber gut. Ich brauche eine gewisse Energiemenge um einen Raum aufzuheizen. Diese Energie muss vom warmen Wasser angeliefert werden. Im dünneren Rohr muss somit das Wasser schneller durchlaufen, oder es muss wärmer sein. Die Energiemenge wird sich im Endeffekt nicht ändern.

2. Ein 17, 18 oder sogar 20mm Rohr kann man nicht verlegen. Auch Blödsinn. Lege ich das Rohr in Schneckenform, dann kann ich es sogar (wenigstens in den Randzonen) auch recht eng legen. Man braucht halt ein wenig mehr Hirnschmalz um Schnecken zu verlegen, weshalb manche gene nur Mäander verlegen.

3. Das dünne Rohr ist billiger. Eigentlich nein. Das Rohr kostet ein paar Cent pro Meter weniger, wenn ich mir aber ein paar Heizkreise erspare und auch etwas weniger Rohr brauche, weil die Verlegeabstände etwas größer werden, dann spare ich im Endeffekt Geld.

4. Beim dünnem Rohr kann man den Estrich dünner machen . Wieder Humbug. Einen ordentlichen Heizestrich macht man mindestens 5cm, da bekomme ich im Prinzip ein ordentlich verlegtes 20er Rohr genauso wie ein 14er Rohr hinein. Vieleicht schadet ein cm mehr nicht, aber da gehts um keine Summen. Abgesehen vom Heizsystem kann der Speichereffekt des Estrichs auch wichtig sein, da schadet dann auch ein cm mehr nicht. Wer also so mit seiner Aufbauhöhe kämpft, dass 6mm absolut entscheidend sind, der kann ja ein 14mm Rohr nehmen und auf minimale Estrichhöhe heranarbeiten, aber obs gut geht ist die andere Frage…

und warum dickeres Rohr verwenden ??

Jetzt kann man sich die Frage stellen, warum sollte man dickeres Rohr verwenden. Es gibt einen Hauptgrund bei Einsatz einer Wärmepumpe. (Weshalb der Beitrag auch im Kapitel Wärmepumpe zu finden ist.) Bei dickerem Fussbodenheizungsrohr ist mehr Wasser pro Meter drin. Die Abgabe der Wärme an den Estrich ist durch vergrößerte Oberfläche effizienter. Die Energie kann als bereitgestellt werden obwohl das Wasser langsamer fließt, oder die Temperaturspreizung (Unterschied Vorauftemperatur zu Rücklauftemperatur) gernger wird. Eine geringere Temperaturspreizung ermöglich aber das Runterschrauben der Vorlauftemperatur (ca. die Hälfte der gewonnenen Spreizung). Geringe Vorlauftemperaturen sind aber das absolut wichtigste Kriterium zum effizienten Betrieb einer Wärmepumpe. Und damit hat man einen wirklich guten Grund sein Rohr möglichst groß zu dimensionieren. Man hat eine deutliche Heizkostenersparnis.

Daneben hat man weniger Druckverlust und somit eine Ersparnis bei der Umwälzpumpe.

Wärmepumpen sind eine grossartige Sache, wenn man ihnen die Chance dazu gibt, dass heute Luftwärmepumpen mit Radiatorenheizung angeboten werden, ist traurig, aber man sollte es selber besser machen.

Wichtig ist also :
* dickes Rohr (unter 17mm würde ich persönlich nicht mal überlegen, ich lege ein 20mm Rohr)
* trotzdem keine deutlich größeren Verlegeabstände. (theoretisch könnte man mit einem dicken Rorh die Abstände auch verdoppeln, damit wäre aber der Effekt verloren. Also eng legen)
* möglichst gleich lange Heizkreise
* möglichst große Heizfläche (möglichst kleine Bereiche ohne Heizung, möglichst guter Boden (keine Teppiche etc.) eventuell zusätzlich Wandheizung)

Damit hat man dann schon mal die besten Voraussetzungen für einen effizienten Wärmepumpenbetrieb.


  1. Thomas

    Interessant dabei ist auch der Volumenstrom, der in der vierten Potenz vom Radius abhängt. Man schlage dazu z.B. bei Wikipedia das ‚Gesetz von Hagen-Poiseuille‘ nach.
    Das bedeutet, dass selbst kleine Radiusänderungen grosse Wirkung zeigen:
    Von 16mm zu 14mm zu wechseln bedeutet, dass man 70,6% mehr Kraft braucht, um die gleiche Menge Wasser durchs Rohr zu pumpen.
    Von 20mm auf 14mm zu reduzieren ergibt stolze 416,5%.

    Das gilt übrigens auch für Knicke in der Verlegung oder Ablagerungen durchs Altern.

    Fazit: Je größer der Durchschnitt, desto weniger Verbrauch der Umwälzpumpe, da sie weniger Kraft braucht.

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    1. Wolfgang Menzel

      Vielen Dank für diese sehr gute, sachliche und verständliche Information.

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  2. Matthias

    Wohl wissend, dass dieser Artikel schon ein wenig älter ist, möchte ich dennoch gerne eine Frage stellen. Zunächst jedoch vielen Dank für die Ausführungen, die mir in unserer Planung wirklich sehr weitergeholfen haben.

    Und zwar: das 20er Rohr bezieht sich, so nehme ich an, auf den Außendurchmesser des Rohres, korrekt?

    Ich habe unseren Heizungsbauer nach langen Diskussionen endlich dazu bewegen können, dass er ein 20 x 2 Alu Mehrschicht Verbundrohr verlegt. Als ich mir nun heute bei der Verlegung das Rohr einmal ansah, sah ich erstmals, dass das verwendete Rohr doch sehr dickwandig ist und aus den 20mm Außendurchmesser nur 16mm Innendurchmesser werden – und dieser ist ja ausschlaggebend für sämtliche Diskussion…

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  3. Hans Schweizer

    ¡hola muchachos!

    … an meiner Fußbodenheizung (System Thermolutz, fast 30 Jahre alt, geht ein Heizkreis nicht mehr (ist evtl. verstopft ????). Im Beitrag von Thomas (Thomas – August 31st, 2010 – 20:30) wurden „Ablagerungen“ erwähnt.

    ¿Kann es sein, dass das Rohr ganz verstopft?

    ¡Saludos!

    Hans

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  4. Thomas

    Hallo
    erstmal Respekt von so einem geballten Wissen.
    Top Seite die mir schon sehr weitergeholfen hat.

    Habe vor bei mir eine Wandheizung zu installieren, und bin nun auf der Suche nach dem richtigen Rohrdurchmesser, sollte man da auch so groß wie möglich(also 20mm)nehmen?
    Wie sollte der Untergrund aussehen (auf den vorhandenen Putz und dann nochmals vergipsen?

    Gruß Thomas

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      Gute Frage. In der Wand würde ich auf jeden Fall weniger Durchmesser nehmen. Man verlegt da doch etwas „feiner“. Es gibt ja einige fertige Systeme, die aber vermutlich viel kosten. Ich hab mich mit Wandheizungen bzw. Verlegungsmöglichkeiten um ehrlich zu sein nicht beschäftigt!

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  5. Sensay

    Hallo zusammen, das man bei einem 50 mm Heizestrich ein 20 mm Heizrohr unter bekommt ist nicht ganz korrekt. Es kommt hierbei auf den Estrich an. Bei Zementestrich CT-F4 (wie in Wohnhäusern üblich) benötigt man eine min. Rohrüberdeckung von 45mm… Somit 65 mm Gesamtstärke bei einem Da 20er Rohr.
    Grundsätzlich teile ich eure Meinung, jedoch vergessen viele Leute das die mögliche Minimierung der Vorlauftemperatur stark abhängig von der Thermischen Gebäudehülle abhängig ist! Das heißt das gesamt Konzept muss stimmen, sonst bleibts kalt. Es ist nicht effizient mit VL 30°C zu versuchen eine Scheune auf 20°C zu beheizen. Ein KFW 70 haus mit 32-34°C VL warm zu bekommen wird schon schwierig

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      Servus,

      sehe ich eigentlich genauso. Ich hab einen 5cm Anhydritestrich. Zementestrich sagt man bei uns allgemein sollte mindestens 6cm sein.

      Ich schreibe nur, dass es gut ist die VL-Temperatur zu reduzieren und dass gewisse Maßnahmen durchaus dazu geeignet sind. Bei einem schlecht isolierten Haus wird man schwer auf 35° kommen, das ist richtig, aber mit schlechter Heizung wäre man halt noch höher…

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