Kontrollierte Wohnraumlüftung – Druckverlust und Rohrwahl

Eine KWL ist eine super Sache, wie ja bereits umfassend in anderen Berichten erörtert wurde. Hier geht es um einen sehr wichtigen Aspekt bei der Lüftungsauslegung, der von Installateuren leider oft völlig vernachlässigt wird.

Der Installateur will eine Anlage verkaufen und möglichst unproblematisch installieren können. Der Bauherr will eine Anlage die möglichst energieeffizient ist. Leider 2 recht gegenteilige Anliegen.

Eine KWL braucht Strom um die Luft durch das Leitungsnetz zu pumpen. Dieser Stromverbrauch muss möglichst gering gehalten werden, damit sich die KWL überhaupt rechnet. Die nötige Energie hängt primär von den Druckverlusten im Leitungsnetz und der gewünschten Luftmenge ab. Installateure sind hier oft nachlässig, wählen eine einfache Verlegungsart und ein stärkeres Gerät, das die Druckverluste mit stärkeren Motoren wettmacht, was lebenslangen höheren Stromverbrauch bedeutet.

Das Thema Druckverlust ist sehr kompliziert, man sollte sich aber vor Augen halten, dass der Druckverlust in einer Leitung durch folgende Faktoren vergrößert wird:

1. Länge der Leitung

2. Form der Leitung (ideal ist ein runder Querschnitt, rechteckige Rohre sind nachteilig)

3. Rauhigkeit der Leitung (innen möglichst glatt ist wünschenswert)

4. Verlegung der Leitung (möglichst wenige Kurven)

5. Strömungsgeschwindigkeit (je größer der Querschnitt, desto langsamer die Luft, was den Widerstand drastisch senkt)

Alles in allem kann man daraus folgende Schlüsse ziehen.

1. möglichst kurze Leitungen (gerade die Verteilungsleitungen mit niedrigerem Querschnitt). Der Verteilerkasten sollte eher zentral im Haus angebracht werden, nicht zwangsläufig dort, wo die Lüftung steht.

2. werden die flexiblen Leitungen über 15m lang (Richtwert) dann wirds eng. Ideal wäre, wenn die längste flexible Leitung unter 10 Meter ist.

3. 63mm Rohr ist ungeeignet. In größere Räumen müßte man mindestens 4 Rohre legen, beim 75mm Rohr reichen schon 2. Man bringt mit etwas Mühe auch ein 75mm Rohr überall unter ! Je kleiner der Querschnitt desto größer die Strömungsgeschwindigkeit. Mit höherer Geschwindigkeit nimmt der Druckverlist exponentiell zu.

4. rechteckige Stecksysteme sind vielleicht praktisch aber strömungstechnisch nicht optimal !

5. richtig dimensionierte Lüftungsanlage verwenden.

6. Bei Erdvorwärmung am besten 200mm Rohr verwenden keinesfalls unter 150mm akzeptieren !

7. Anschlüsse am Gerät mit flexiblen Aluschläuchen, die innen starkt gerippt sind überdenken.

8. Gerät, Verteilerkasten usw. optimal positionieren, nicht dort wo man grad am meisten Platz hat.

Mit etwas Recherche kann man seinen Druckverlust berechnen. Man findet dazu zahlreiche Tabellen und Tools im Internet. Man berechnet immer den Druckverlust beim längsten Strang. Eine Druckverlustberechnung ist auch mit dem genialen KWLeasyplan möglich. Die gewählte Lüftungsanlage sollte dann bei dem bestehenden maximalen Druckverlust die gewünschte Luftmenge umsetzen können. Es ist beispielsweise nicht unüblich für eine Anlage mit 400m3/h Leitsung, dass bei einem Gesamtdruckverlust von 100Pa nur noch die Hälfte geliefert wird.

Sollte also Ihr Lüftungsplaner 63mm Schläuche kreuz und quer durchs Haus legen, sprechen Sie ihn auf die Problematik an und lassen Sie sich nicht beschwichtigen. Ob die Anlage nachher 120 oder 70 Watt braucht braucht ist dem Installateur egal.


  1. Stephan

    Hallo kann man die leitungen auch von Stockwerk zu Stockwerk über einen lange nicht mehr benutzten ehemaligen Kaminschacht legen oder gibt das Probleme mit dem Schaal?

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    1. comment by losmuchachos
      admin

      @Stephan: da sehe ich kein Problem !!!

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  2. alfredo borlotti

    „3. …. Mit höherer Geschwindigkeit nimmt der Druckverlist exponentiell zu.“

    „exponentiell“ ist entschieden übertrieben, der Widerstand nimmt mit dem Quadrat der Geschwinsigkeit zu, auch das ist nicht nichts.

    Und abgesehen davon, kann im Exponent nur eine Zahl ohne Einheit stehen, zB v(1)/v(0), Doch was wäre v(0) in diesem Fall?

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    1. comment by losmuchachos
      admin

      Ja du hast recht. Danke! Es fliesst wie du sagst mit dem Quadrat der Geschwindigkeit ein.

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  3. Joachim Keßler

    Hallo,
    Super Bericht, kein Geschwafel wie so oft in den Foren, selbst den Verstand einsetzen und nicht alles glauben.
    Plane auch ein Erdwärmetauscher und versuche herauszufinden wie hoch die sinnvolle Geschwindigkeit im Tauscher sein sollte. Da ich ein kleines Haus plane passen die meisten Werte nur schlecht. Für einen Richtwert wäre ich Dir sehr dankbar.
    Gruß Achim

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      Servus Achim,

      Danke. Auf dein Problem kann ich leider nur sagen, dass ich hier genau das getan habe, was man (wie du richtig schreibst) nicht tun sollte. Ich hab einfach das „übliche“ genommen. Standard sind ca. 20-25cm Durchmesser und mindestens 20m Länge. Ich hab nie ausgerechnet ob da Strömungsgeschwindigkeiten erreicht werden, die Widerstand erzeugen oder so. Gefühlsmäßig würde ich sagen das passt nicht schlecht.

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