Elektroheizung – Schrott an der Grenze zum Betrug

Regelmäßig vor Weihnachten kriechen sie aus ihren Löchern, die Elektroheizungsvertreter. Plötzlich an allen Ecken und Enden Postwurfsendungen, Online und Zeitungswerbung für den größten Nepp aller Zeiten. Nachdem ein solcher Typ ja schon irgendwann mal hunderte Kommentare zu einem Beitrag abgegeben hat hier noch mal in aller Kürze und Klarheit ein paar physikalische Fakten.

Gut es gibt sie, die Verschwörungstheoretiker und Tatsachenverweigerer. Es gibt auch allerlei Probleme mit Dämmstoffen, Vollwärmeschutz usw. Eine Dinge davon findet man ja auch hier in diesem Blog. Trotzdem sollte man als aufgeklärter Häuslebauer einige physikalische Tatsachen einfach anerkennen.

1. Um einen Raum auf einem wärmeren Niveau zu halten, als die Umgebung hergibt braucht es Energie.

2. Diese Energie hängt von vielen Faktoren ab. Vor allem mal von der Isolierung und der Dichtheit des Raumes. Weiters natürlich vom Temperaturunterschied zwischen aussen und innen.

3. Mit einer Heizung kann man diese Faktoren nicht beeinflussen. Ist dein Haus scheiße isoliert, dann bleibt das auch so, wenn man eine neue Heizung einbaut. Einzige Möglichkeit zu sparen ist es weniger zu heizen, also niedrigere Temperatur.

4. All diese Dinge kann man mit Einheiten und Zahlen ausdrücken. Will ich in meinem Haus im Winter 21°, dann werde ich dafür eine gewisse Menge von kWh (Kilowattstunden) benötigen.

5. Diese Kilowattstunden muss ich irgendwie ins Haus bringen. Dabei kosten verschiedene Energieträger unterschiedlich viel Geld. Weiters ist die Ausbeute verschieden. Während also Stückholz zB. potentiell sehr „billige“ Energie in sich hat, ist leider die Ausbeute, bei einem normalen Holzofen so schlecht, dass sich dieser Vorteil zum Großteil wieder aufhebt. Moderne Gas- oder Fernwärmeanlagen haben hier aber praktisch keine Verluste mehr.

6. Eine Kilowattstunde Strom aus der Steckdose kostet grob gesagt dreimal so viel wie eine kWh aus Gas, Fernwärme, Öl oder so. Damit kostet es auch dreimal so viel sein Haus zu heizen.

Tja so einfach ist das. Womit argumentieren denn nun diese Menschen, die Elektroheizung als neues Wunderding anbieten? Hier mal einige Schmankerl aus verschiedenen Anzeigen.

Diese Elektroheizungen sind ein Klassiker der Moderne, der durch uns ständig weiterentwickelt wurde. In aktuellen Tests konnte nachgewiesen werden, dass sich der Stromverbrauch sogar auf 26% gesenkt hat. Das bedeutet einen Energieverbrauch von - im höchsten Fall - 20 Minuten pro Stunde. Sie zahlen somit nur 20 Minuten Stromverbrauch, geniessen dafür aber 60 Minuten angenehme Wärme.

Aha. Also wir bleiben bei der doch anerkannten Tatsache, dass ich eine gewisse Anzahl von kWh benötige um einen Raum warm zu haben. Benötige ich z.B. 1 kWh, so kann ich eine Heizung mit 1000W verwenden und diese eine Stunde einschalten. Ich kann aber auch eine Heizung mit 2000 Watt verwenden und eine halbe Stunden einschalten. Ich zahle aber den selben Strom dafür. Ob sich also die Heizung 20 Minuten oder 40 Minuten einschalten muss ist völlig irrelevant.

Dabei gehören sie zu den umweltfreundlichsten Heizsystemen, die auf dem Markt angeboten werden. Unsere Elektro-Heizkörper geben gleichmäßige Wärme an die Umwelt ab, ganz ohne Abgase, die aus den Wohnräumen in die Umwelt abgeleitet werden. Eine Schadstoffüberprüfung, wie sie bspw. für Kamine vorgeschrieben ist, ist deshalb nicht nötig.

Naja nicht ganz falsch, wenn man grünen Strom bezieht. Kauft man aber Atom- oder Kohlestrom sieht das natürlich ganz anders aus.

elektroheizung_ersparnis

 

Ähhh was? Die Angabe der kWh/(m2a) ist völlig korrekt. Es ist die nötige Energiemenge um einen Quadratmeter Wohnfläche ein Jahr lang zu heizen. Das ganze wird auch im Energieausweis berechnet und ausgewiesen und stellt praktisch dar, wie energieeffizient das Haus gedämmt ist. 300kWh/m2a ist ein katastrophaler Wert. Das haben wirklich ganz alte Bruchbuden mit einfachverglasten Fenstern. 90kWh/m2a ist nahe am Niedrigenergiehaus. Nur hat leider die Wahl der Heizung keinen Einfluss auf diese Zahl.

Man kann vielleicht mit einer schnellen Heizung mal unter Tags etwas weiter absenken und so ein paar Prozentchen rausholen. Man verbessert dann aber den Wert weil man einfach weniger heizt. Wenn man gleich viel heizt braucht man auch gleich viel Energie. Basta.

Unser Motto „Elektroheizung ist nicht gleich Elektroheizung“ hat bereits Kunden gleichermassen überzeugt wie unabhängige Testlabore.

Leider doch. Elektroheizung = Elektroheizung. In den Strom kann ich leider keine zusätzliche Energie reinzaubern. Bei einer Stromheizung von Effizienz zu reden ist eigentlich völliger Quatsch. Eine Elektroheizung hat 100% Ausbeute, mehr geht dann einfach nicht. (Dies gilt wohlgemerkt nicht für Wärmepumpen. Wärmepumpen sind was ganz anderes und eine tolle Sache!)

Eigentlich unterscheiden sich Stromheizungen nur in der Art der Wärmebereitstellung. Dies ist über Strahlungswärme oder Konvektion möglich. Lustig ist, dass sich hier gleich die Anbieter der Heizungen gleich gegenseitig schlecht machen. Prinzipiell gilt, dass Strahlungswärme Vorteile hat, aber auch Grenzen. Strahlungswärme ist sehr angenehm und hat keine Staubaufwirbelungen zur Folge, wirkt aber nur dort wo sie „einstrahlt“. Selbst ein Blatt Papier hält schon den Großteil der Strahlungswärme ab. Das kennt man vom „Lagerfeuereffekt“. Gesicht heiß, Rücken kalt. Setzt man sich also vor einen Infrarotstrahler, oder besser zwischen einige, so könnte man sein Haus nur auf 15° heizen und fühlt sich immer noch wohl. Nur wird man irgendwann diesen Platz verlassen wollen und dann will man immer noch normale Zimmertemperatur, alles andere ist ungemütlich. Die Wärmestrahlung trifft irgendwo auf und erwärmt diesen Körper dann, so dass man damit auch „normale Wärme“ erzeugt. Ein hoher Anteil an Strahlungswärme ist also gut, spart aber nichts, weil ich den Raum für ein wirklich angenehmes Wohnklima trotzdem auf Normaltemperatur heize und das wieder die selbe Energie erfordert. Ob diese Energie über Strahlung oder Konvektion abgegeben wird ist „preislich“ völlig egal.

Konvektionsheizköper ziehen Luft durch den Heizkörper und erwärmen diese. (Wie bei den alten Heizkörpern) Dadurch wird Staub aufgewirbelt, es ist aber einfacher eine große Energiemenge abzugeben ohne riesen Oberflächen auf enorme Temperaturen zu bringen.

Lassen sie sich keinen Bären aufbinden. Strom heizen hat seine Anwendungsbereiche, aber niemals im normalen EFH (ausser vielleicht beim Passivhaus, aber da kann man von keiner „Heizung“ im eigentlichen Sinn sprechen.) Strom heizen hat auch Vorteile, insbesondere wegen der einfachen Installation, den geringen Anschaffungskosten, der Wartungsfreiheit, der guten Steuerungsmöglichkeiten. Alles keine Frage. Aber ein EFH mit Strom heizen ist einfach Mist.


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