Holzterrasse – Welche Holzart

Modern und schön – so präsentieren sich die stylishen Holzterrassen im Hochglanzprospekt. Holzarten gibt es mittlerweile eine fast unüberschaubare Zahl. Eines der Hauptkriterien ist heute die Langlebigkeit und die Pflegefreiheit. Aber die Entwicklung geht in die völlig falsche Richtung! Erst neuere Entwicklungen lassen hoffen… Die Mehrzahl der angebotenen Holzarten für Holzterrassen sind leider Tropenholzarten. Anfangs nur Bangkirai gibt es heute schon sehr viele Holzarten im Angebot. Massaranduba, Cumaru, Ipe, Sapelli und wie sie alle heissen (Die meisten Bezeichnungen sind neue Kreationen und haben mit dem eigentlichen Holznamen nichts zu tun). Allen ist eines gemeinsam. Eine Unmenge tropischer Regenwald fiel zum Opfer. Heute gerne als Plantagenholz verkauft und mit dubiosen Zertifikaten ausgestattet sei eines klar ausgesprochen.

1. Ein Tropenbaum braucht sagen wir wenigstens 30 Jahre um eine vernünftige Größe zu bekommen. Wer hat vor 30 Jahren gewusst, dass Europäer es besonders schick finden eine Poolumrandung aus Massaranduba zu haben und diese Bäume auf Plantagen angesetzt ? Die einzige Holzart von der es wirklich seit längerer Zeit Plantagen in nennenswerter Menge gibt ist Teak.

2. Plantagenanbau ist kaum besser als Rodung des Urwalds. Das Land wird durch kommerzielle Plantagen oft nachhaltiger geschädigt als durch Rodung des Urwalds. In Burma ist die Bewaldung in 50 Jahren von 76% auf 30% zurückgegangen. In anderen Ländern sind die Zahlen vergleichbar.

Daher sei eines klar ausgesprochen Tropenholzarten haben auf unseren Terrasssen nichts verloren, zumal es gleichwertige und ökologisch unbedenkliche Alternativen gibt. Massaranduba, Garapa, Bangkirai und Co werden daher hier nicht näher besprochen. Es sei nur erwähnt, dass diese Hölzer nicht pflegefreier als andere sind. Wer aalglatte Holzoptik will, der muss eine Bankiraiterrasse genauso alle 2 Jahre ölen. Wen natürliche Verwitterung beim Holz nicht stört, der kann auch was anderes nehmen. Bankirai vergraut genauso, schiefert vielleicht nicht so stark wie manche heimische Hölzer, dafür aber mit bösartigen spitzen und extrem harten Splittern. Und die „tolle“ dunkle Optik sorgt dafür, dass die Terrasse in der Sonne so heiss wird, dass man nur noch auf baldiges Vergrauen hoffen kann.

Holzarten

Lärche

Lärche war vor Beginn des „Holzterrassenbooms“ DAS Holz für Aussen. Ich selbst habe seit 9 Jahren eine Lärchenholzterrasse, eine Lärchenholzfassade und einen Lärchenholzzaun. Alle Teile schauen nach wie vor toll aus. Natürliches Grauwerden es Holzes muss einem gefallen, dann ist Lärche sehr günstig und völlig pflegefrei. Wer kein graues Holz will muss ölen. Lärchenholz ist günstig, schön und aus einheimischen Bestand erhältlich. Meine Terrasse sieht nach wie vor gut aus und ein Ende der Lebensdauer ist nicht abzusehen. Ich gehe also von mindestens 15-20 Jahren aus.

Fichte

Fichte eignet sich durchaus auch ohne Behandlung für vertikale Flächen. Für eine Terrasse ist Fichte wenig geeignet. Fichtenholz wäre also etwas zu viel des Sparens.

Douglasie

Douglasie ist von der Haltbarkeit ca. Lärche gleichzusetzen. Wird aber leider selten angeboten.

Robinie

Robinie ist das haltbarste heimische Holz (auch wenn es meist aus Amerika kommt). Es reiht sich in Dauerhaftigkeitstests über Bagkirai und Eiche ein. Robinienholz ist schwer zu bekommen, aber haltbar 😉

Kiefer – kesseldruckimprägniert

es wird unter Druck ein Imprägnierungsmittel ins Holz gepresst. Üblicherweise wird dafür Kiefernholz verwendet. Die Eindringtiefe ins Holz beträgt ca. 10mm. Man kennt das grünliche Holz auf Kinderspielplätzen. Das ist kesseldruckimprägniert. Es ist auch braune Optik erhältlich, Tatsache ist aber, dass es sich um chemisch behandeltes Holz handelt. Die verwendeten Mittel sind entsprechend ungesund. Bei Schnittkanten etc. muss man händisch nachstreichen, weil dort kein Mittel vorhanden ist. Geschmacksache, aber ich würde das Zeug eigentlich nicht verwenden.

Eiche

Eichenholz ist optisch eine Wohltat. Es verwittert wunderschön und ist auch unbehandelt sehr langlebig. Der Preis ist geschmalzen, aber bei ein wenig Suche bei kleineren Sägewerken durchaus auch mal zu vernünftigen Preis zu haben (wobei vernünftig leider relativ ist). Eiche ist als Terrassenholz eher noch unbekannt, wird aber zunehmend angeboten. Von der Dauerhaftigkeit ist Eiche Bangkirai gleichzusetzen.

WPC

Der neueste Renner sind WPC Dielen. Heissen tut es Wood-Plastic-Composite, der Fachhandel nennt sie Holz-Polymerwerkstoff, ich nenne es Plastikholz. Es handelt sich einfach gesprochen um Holzspäne und Holzmehl, das mit Kunststoff zusammen in Form gebracht wird. Dabei gibt es verschiedene Verfahren. WPC ist prinzipiell ein geniales Produkt. Es ist sehr langlebig, schiefert nicht und ist in allen Optiken produzierbar. Auch Formen können alle produziert werden. Es gibt z.B. sehr breite Dielen, was optisch schon was hermacht, weiters haben die Dielen seitlich Nuten, wodurch mit passenden Befestigungen eine nicht sichtbare Befestigung möglich wird. Die Verwitterung hält sich in Grenzen.

Teilweise ist der Ruf von WPC trotzdem recht schlecht, was daher kommt, dass die angebotenen Produkte von sehr unterschieldicher Qualität sind. Ein gängiges Problem dürfte es sein, dass es zu Frostschäden bei hohlen Dielen kommt. Dielen mit Hohlräumen müssen prinzipiell nämlich mit Gefälle in Dielenrichtung verlegt werden. Meine persönliche Meinung ist, dass gutes WPC, worunter ich zumindest massives WPC ohne Hohlräume verstehe ein tolles Produkt mit sehr vielen Vorteilen ist. Billigstware würde ich persönlich nicht verlegen.
Ein interessantes Video zu den Belastungstests von WPC hab ich hier gefunden:

Thermoholz

Etwas ganz tolles ist Thermoholz (in Fachsprache thermisch modifiziertes Holz bzw. thermally modified timber TMT). Es werden heimische Holzarten thermisch behandelt, woduch einerseits die das Quellmaß um bis zu 70% reduziert wird, vor allem aber die Dauerhaftigkeit enorm erhöht wird. Als Nebeneffekt dunkelt das Holz sehr stark, wodurch eine Optik ähnlich der beim Tropenholz erzielt wird. (Ob das ein Vorteil ist sei dahingestellt). Buche ist normalerweise der Dauerhaftigkeitsklasse 5 (schlechteste) zuzuordnen, thermisch behandelte Buche schafft es bis auf 1 (beste Klasse).

Thermoholz gibt es zum vernünftigen Preis. Wer die dunkle Optik will und wirklich sehr dauerhaftes Holz möchte, der ist mit Thermoholz am richtigen Weg! Am häufigsten wird Thermoesche eingesetzt.

Haltbarkeit – Dauerhaftigkeit von Terrassenholz

Es gibt Haltbarkeitsklassen, Verwendungsklassen usw. Im Netz findet man genug Info dazu. Hier sei vermerkt, dass Haltbarkeit zu allererst vom konstruktiven Holzschutz abhängt. Ordentlicher konstruktiver Holzschutz macht Lärche zu einem hervorragenden Terrassenholz. Fehlender konstruktiver Holzschutz läßt Bangkirai nur so dahinmodern. Achte also zuallererst auf eine vernünftige Konstuktion. Das Holz muss zwischendurch immer völlig abtrocken. Unterkonstruktionen können vielleicht wassergeschützt gemacht werden usw. Zu beachten sind kritsiche Verbindungen im Schatten, Verschraubungen usw. Eine wassergeschützte Unterkonstruktion aus Fichte wird uns alle überleben.

Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich auch die Frage, ob die heute oft gewünschte Haltbarkeit überhaupt sinnvoll ist. Man baut heute Leichtbau-Häuser, die in 30 Jahren nicht mehr viel Wert sein werden, aber die Terrasse muss mindestens völlig ohne Pflege so lange halten. Wo sind da die Relationen. Will man ein Holz, das immer wie neu aussieht muss man ölen, egal welches Holz. Will man eine Terrasse die lange hält muss man konstruktiv gut arbeiten. Das wars auch schon.

Fazit

Es muss kein Tropenholz sein. Es gibt wirklich für jeden Bedarf auch etwas anderes zum selben Preis. Wer heute noch Tropenholz auf seine Terrasse legt, dem wünsche ich die nächsten 20 Jahre, bei jedem Schritt auf der Terrasse ein schlechtes Gewissen. Meine Favoriten sind Thermoesche und Lärche. Thermoesche ist teurer und nach meinem Geschmack optisch nicht ganz so schön, dafür wirklich haltbar bis in alle Ewigkeit. Lärche ist und bleibt ein tolles Holz zum unschlagbaren Preis.


  1. Nanna Erbe

    FRAGE: Wir haben Eichenholz für unsere Terrasse, nicht wegen dauerhaft sondern einfach nur schön und unglaublich Glück mit dem Preis. ABER: welches Öl????
    Baumarkt-öl? gibt es nur für Bangkirai und andere Hart-Holz-Arten. Leinöl, gekocht? Wird für Bote benutzt (habe ich mal gehört).
    Ich würde mich über einen Tip freuen,
    Danke,
    Nanna

    Antworten

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