Aktuelle Heizkosten verschiedener Heizsysteme

Der Beitrag über das beste Heizsystem hat schon einige Jahre am Buckel. Nachdem dieser Artikel immer noch gerne gelesen wird und ich vom technischen Leiter eines Gasanbieters einmal das Lob bekommen habe, dass er noch nie einen so ehrlichen, prägnanten und guten Heizungsvergleich gesehen zu haben möchte ich mal ein kleines Update machen. Obwohl ich vorwegnehmen kann, dass sich am Ergebnis nicht viel geändert hat.

Seit meinen Beitrag im Jahr 2010, in dem ich mich ja bereits als Wärmpumpenfreund geoutet hab, kann ich jetzt 3 Jahresabrechnungen später meine Meinung nur bekräftigen. Ich heize ein topsaniertes 50er Jahre Haus. 200m2 Wohnfläche voll beheizt, Warmwasser für 5 Personen um ca. 450 Euro pro Jahr. Diese Heizkosten hat so manche Garcononniere. Nachdem aber meine privaten Werte vielleicht mich überzeugen, nicht aber die Allgemeinheit, hier aktuelle Werte.

Kosten verschiedener Heizsysteme

Zum Vergleich kommen die Kosten pro kWh, dann die diversen Nebenkosten, Effektivitätswerte etc. Natürlich können diese Werte aus verschiedensten Gründen sehr stark variieren. Ich setze hier ehrliche ca. Kosten zum beheizen eines EFH an. Ob diese Werte für dich genauso gelten musst du schon selber prüfen. Noch gewagter wird es bei einer „Schätzung“ der CO2 Belastung. Nachdem mir dieses Thema aber sehr wichtig ist, möchte ich auch das durchführen. Ich mache es so gut ich kann und bin sicher damit näher an der Wahrheit zu liegen, als bei den von Energieanbietern durchgeführten Heizkostenvergleichen. Konstruktive Kritik freut mich aber jederzeit…

Gas

gasDerzeit kann man etwa Energiekosten von 4 Cent/kWh rechnen. Dazu kommen noch Netzgebühren und Steuern von noch mal ca. 2 Cent/kWh. Dass ich dabei auch im deutschen Schnitt liege beweist der Verivox Verbraucherpreisindex. Gas kann praktisch zu 100% in Wärme umgewandelt werden (eine moderne Brennwerttherme vorausgesetzt). Hier kann man also annehmen, dass man keinen Verlust hat. Als Verlust für Verteilung und Speicherung wird üblicherweise ca. 10%-15% angesetzt. Nachdem ich hier von modernen Heizanlagen ausgehe rechne ich bei allen Energieformen mit 10%.
Dass Gas heute nicht zuletzt dank immer wiederkehrender Versorgungsunsicherheiten einen wenig guten Ruf hat ist leidlich bekannt. Auch ansonsten hat eine Gas Heizung wohl wenig „Sex“. Bei einem Neubau eine Gasheizung einbauen sollte man sich schon alleine auf Grund der Anschlusskosten genau überlegen. Obwohl die weltweite Verfügbarkeit von Gas noch über längere Zeit gesichert sein dürfte, hat Europa eher das Problem sich nicht selber versorgen zu können und daher momentan von Russland als Gaslieferant abhängig zu sein. Hier muss man also ehrlicherweise zugeben, dass man von keiner gesicherten Versorgung sprechen kann, wenn ein politischer Konflikt einmal mit härteren Bandagen ausgefochten wird.
CO2 erzeugt man mit dem Heizen von Gas nicht gerade wenig. Ich kann hier nur auf Daten aus dem Netz zurückgreifen, aber es wird mit ca. 0,3kg CO2 pro kWh gerechnet. Selbst für ein gut isoliertes Haus kann man ohne weiters mal mit 10.000 kWh im Jahr rechnen, was eine CO2 Belastung von 3000kg ergibt. Damit kann man immerhin 25.000km mit einem sparsamen Auto fahren. Auto fahren müssen die meisten von uns, wenn man aber überlegt, dass man diese Belastung auch auf 0 reduzieren kann, ohne irgendwie an Komfort etc. einbüßen zu müssen, so ist das schon gewaltig.

An jährlichen Kosten muss man die Wartung berücksichtigen. Prinzipiell soll man jährlich seine Therme warten lassen. Es gibt aber Menschen, die Ahnung davon haben und meinen alle 2-3 Jahre ist völlig ausreichend. Eine Wartung beim Service des Herstellers kostet aber dafür schnell man 200 Euro.
Ich rechne somit mit 6,6 Cent/kWh plus 100 Euro Kosten für Wartung. CO2 Blendung für das Muster EFH ergibt 3000kg.

Öl

oelJa man kann sich auch ein stinkendes Riesenfass in den Keller stellen und mit dem Energielieferanten heizen, der wohl das schlechteste Image von allen hat;-) Wer sich heute in einen Neubau eine Ölheizung stellt ist meiner persönlichen Meinung nach ein Idiot. Wer schon eine hat sei hier mit Werten versorgt.
Kosten für die kWh Heizenergie kann man grob mit 9 Cent veranschlagen. Modernste Brennwertkessel kommen auf einen Wirkungsgrad von 90% plus die 10% Verteilungsverlust.

Zum Thema CO2 ist die Ölheizung die mit Abstand schlechteste Variante. Es werden wie beim Gas 0,3kg pro kWh angegeben, dazu kommen Zustellung usw. Es muss also auch mit etwa 3000kg CO2 Belastung gerechnet werden.
Heizkosten kommen auf ca 11 Cent/kWh. Wartung jährlich um gute 150-200 Euro, Rauchfangkehrer 60 Euro.

Pellets

OLYMPUS DIGITAL CAMERAPellets sind ja eine tolle Idee, trotzdem haben sie aus verschiedenen Gründen recht von ihrem anfänglichen Charme verloren. Die Preisgestaltung der Pellets ist teilweise kaum nachvollziehbar und zeitweise schien sich der Pelletspreis fast am Ölpreis zu orientieren. Die Heizungen haben eine teils recht komplizierte Mechanik. Es müssen die Pellets aus dem Tank in den Heizrum befördert werden, die Asche muss entfernt werden usw. Dies ist mit Wartung und Störanfälligkeit verbunden. Man benötigt einen Rauchfangkehrer und das mehrmals im Jahr. Der Tank braucht viel Platz und darf nicht feucht werden. Die Anlagen sind nicht billig in der Anschaffung usw.
An Energiekosten liegen derzeit bei 5,6 Cent/kWh. Verluste sind wie bei der Ölheizung bei etwa 20%. Auch hier wird wieder eine topmoderne Anlage, gute Isolierung von Leitungen und Speichern usw. angenommen. Andernfalls können sich diese Verluste vervielfachen.
Man kann also mit 7Cent/kWh rechnen. Jährliche Wartung und Schornsteinfeger wie bei der Ölheizung mit mind. 200 Euro.
Die CO2 Belastung ist hier eine eigene Philosophie. Holz wird gerne als CO2 neutral bewertet. Sicher nicht sind hier schon mal Transporte, Fällung, Bearbeitung, Pressung usw. berücksichtigt. Es stellt sich aber auch die Frage ob man das Verbrennen von Holz allzu umweltschonend bewerten kann. Einerseits ist die reine CO2 Bewertung nicht alleine Aussagekräftig (Stichwort Feinstaub und andere Abgase), andererseits ist die Frage ob ich es als CO2 neutral bewerte, nur weil der Baum in den letzten 100 Jahren auch so viel CO2 aufgenommen hat, wie ich in wenigen Minuten verpuffe. Ich schliesse mich hier aber der allgemein gültigen Ansicht an, dass Holz CO2 neutral ist. Trotzdem werden die CO2 Emissionen der so genannt Vorkette mit 50g/kWh angegeben. Das ergibt auch eine CO2 Belastung von 500kg im Jahr.

Hackschnitzel

hackschnitzelHackschnitzel haben den leichten Vorteil der Unabhängigkeit von Pelletsproduzenten. Sollte man einen Wald besitzen etc. sind Hackschnitzel natürlich eine interessante und komfortable Methode des Heizens. Muss man zukaufen wird das ganze etwas uninteressanter. Nicht zuletzt die Schwankungen in Qualität, Feuchtigkeitsgehalt usw. machen den Kauf komplizierter. Die Tonne Hackgut mit max. 20% Feuchtigkeit kostet derzeit um die 140 Euro, woraus man ca. 4000kWh Energie gewinnen kann. Daraus ergibt sich ein kWh Preis von 3,5 Cent abzüglich der Verluste, die in etwa wie beim Pelletsofen anzusetzen sind. Anschaffungskosten sind aber noch mal höher. Auch die Nachteile mit störungsanfälliger Mechanik, Lagerungsproblematik usw. sind genauso vorhanden. Ergibt in Summe 4,5Cent/kWh plus 200 Euro Wartung und Kamin.


Wärmepumpe

dimplexMein persönlicher Favorit, die Wärmepumpe, heizt mit Strom. Allerdings wird dieser je nach Arbeitszahl der Wärmepumpe effizienter genützt. Aus einer kWh Strom wird bei einem Wirkungsgrad von 4 der Wärmepumpe, was ein realistischer Wert ist gleich 4kWh Wärmeenergie. Ich gehe von CO2 freiem Ökostrom aus, was ich als Selbstverständlichkeit ansehe, zumal dieser bereits für 6 Cent/kWh zu haben ist. Für Netzabgaben und Steuern muss man noch mal so viel, oder so gar etwas mehr rechnen. Verluste bewegen sich bei den Verteilungsverlusten von 10%. Ergibt einen Preis von 14 Cent pro kWh. Eine Arbeitszahl von 4 vorausgesetzt und mit einer gut geplanten Wärmepumpe schafft man das auch, ergibt sich ein effektiver Preis von 3,5 Cent pro kWh. CO2 Belastung 0, kein Rauchfangkehrer, Wartung so gut wie keine. Die Ökoenergiewende macht man über den Energieträger Strom direkt mit und ist nicht in einer veralteten Technologie wie Gas oder Öl „gefangen“. Das Argument der hohen Anschaffungskosten stimmt teilweise. Keine gute neue Heizung ist billig. Hier kostet selbst eine Wärmepumpe mit Tiefbohrung oft nicht sooo viel mehr wie eine Pelletsanlage. Eine Luftwärmepumpe wäre sogar deutlich billiger, wird aber mit einer etwas schlechteren Jahresarbeitszahl „bestraft“.

Fazit

Auch mit aktuellen Preisen ergibt sich nichts Neues seit 2010. Für mich ist die Wärmepumpe die beste Heizung. Sie ist praktisch überall einsetzbar, kein Tankraum, keine Anschlussgebühren etc. Praktisch wartungsfreie und komfortable Wärme usw. Einzig bei Häusern mit hohen Vorlauftemperaturen (Heizkörper) muss man etwas abwägen, ob die gewünschten Arbeitszahlen der Wärmepumpe noch erreichbar sind.

Umwälzpumpen

Man muss noch mit Stromkosten für die Umwälzpumpe rechnen. Bei einer Hocheffizienzpumpen kommt man da mit nur etwa 10 Euro im Jahr aus. Sollte man hier noch ein älteres Produkt oder auch ein neues nicht hocheffizientes betreiben können sich diese Kosten schnell mal auf über 100 Euro im Jahr erhöhen. Hier gibt es also gute Einsparmöglichkeiten. Auch bei neuen Heizungen ist eine Hocheffizienzpumpe keine Selbstverständlichkeit. Darauf sollte man beim Kauf achten. Man kann in jede Heizung eine solche Pumpe einbauen.


  1. Marcus

    Hallo zusammen, tja das Thema Heizen beschäftigt wohl alle die ab dem 35 Breitengrad ihr Häuschen haben bzw. es gerne warm haben. Was mir bei der Aufzählung der Heizsysteme fehlt ist die Solaranlage. Wir haben eine Solarheizung mit 34m² und 3000 Liter Pufferspeicher gebaut die uns unser Häuschen (180 m² Wohnfläche) zu 63%* beheizt. * Berechnungsgrundlage ist eine Heizperiode vom 1. Oktober bis zum 30. April. Die restliche Zeit wärmt uns bzw. den Pufferspeicher ein Holzvergaser der ca. 7 Raummeter Holz pro Heizperiode benötigt. Die Kosten pro Meter Holz variieren sehr stark und daher darf sich jeder selber ausrechnen wie viel die Heizkosten pro Jahr betragen. Liebe Grüße aus Österreich Marcus

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      Hallo Marcus,

      hmm. Da muss ich erst darüber nachdenken. Im Prinzip bleibt sie (im üblichen Format) eine Zusatzheizung. Damit passt sie nicht einfach in die Aufzählung. Aber reinnehmen könnte man das schon….

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  2. TFritzsche

    Habe den Beitrag erst heute gelesen (hatte eigentlich etwas anderes im Auge). Muß aber sagen, daß er nicht ganz fair gemacht ist. Ich muß jedoch sagen, daß ich kein Freund von Wärmepumpen bin – ein Holz-Grundofen (der hier fehlt) sichert in jedem Fall, auch bei Stromausfall die Wärmeversorgung. Doch zurück zum Vergleich – warum fehlen hier die hohen Wartungs- und Servicekosten einer Wärmepumpe, ganz zu schweigen von deren Haltbarkeit. Ab wieviel Grad wird eigentlich elektrisch geheitzt (Luftwärmepumpe-wie sie so viel zu sehen sind)? Ich habe testweise 1kWp Solar auf dem Dach – im Winter reicht die Energie nicht mal für eine 50W Pumpe.

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      Hallo,

      nun es gibt sicher verschiedene Meinungen. Ich kann nur sagen, dass ich seit 15 Jahren eine Wärmepumpe habe, die exzellent läuft und genau 0 Euro an Wartungskosten verursacht hat. (Ich mache kein Jahresservice etc. Kann man auch verschiedener Meinung sein, aber ich glaube, dass das nicht nötig ist.)

      Eine 1kWp Anlage bringt im Winter halt einfach wenig, da kann jetzt die Wärmepumpe nichts dafür 🙂

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  3. Harald Gömmel

    Was ich nicht verstehe: Man bekommt doch für 14 Cent keine KWh Strom! Bei uns in Bayern muss man Stand 2020 ca. 30 Cent je KWh bezahlen (inclusive aller Steuern und Umlagen).
    Demnach würden die Kosten für die Wärmeüumpenheizung also ungefähr doppelt so hoch liegen als von Dir berechnet.

    Gruß Harald aus Nürnberg

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    1. comment by losmuchachos
      el muchacho

      ok, das ist dann was anderes. Ich bin ja Österreicher. Ich zahle aktuell 15 Cent inklusive aller Netzgebühren und Steuern.

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Was meinst du ???

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